Kaiserslautern-Trainer Friedhelm Funkel gibt Anweisungen.
Profis | 9. Mai 2024, 10:52 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Kaiserslautern

Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. So ließ sich die Gefühlslage der Fans des 1. FC Kaiserslautern im Mai 1996 beschreiben: Der allererste Bundesliga-Abstieg der Roten Teufel war gerade Realität geworden. Ein 1:1 in Leverkusen verurteilte den FCK zum Gang in die 2. Liga. Eine Woche später flossen die Tränen erneut. Dieses Mal jedoch aus Freude: Im Pokalfinale gegen den Karlsruher SC hatte Martin Wagner durch einen Freistoß den goldenen Treffer erzielt. Auch 2023/24 steht der Traditionsverein im Endspiel um den deutschen Vereinspokal. Kaum weniger prekär als vor 28 Jahren ist die Lage im Abstiegskampf, wo sich der viermalige deutsche Meister zuletzt jedoch Luft verschaffen konnte. „Wir sind aktuell auf einem guten Weg, aber wissen, dass wir noch nicht durch sind und auf jeden Fall noch einmal punkten müssen“, ordnete Jan Elvedi die eigene Lage nach dem jüngsten 4:1-Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg ein. Vor dem Gastspiel im Olympiastadion nimmt herthabsc.com die Pfälzer noch einmal unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Bis zum 12. Spieltag siedelte sich der FCK in der Spitzengruppe an – die Formkurve zeigte danach allerdings nach unten: Eine Niederlagenserie besiegelte das Ende der Amtszeit von Dirk Schuster, Dimitrios Grammozis übernahm. „Diese Energie, die der Verein ausstrahlt, wollen wir auch in unserem Spiel sehen“, gab der neue Übungsleiter als Maxime aus. Viel besser wurde es nicht, zur Winterpause stand nur Rang 15 zu Buche. Erfolgreicher verlief die Runde im DFB-Pokal. Nachdem sich der zweimalige Titelträger gegen Rot-Weiß Koblenz (5:0), den 1. FC Köln (3:2) und den 1. FC Nürnberg (2:0) durchgesetzt hatte, zogen auch unsere Herthaner Anfang des Jahres den Kürzeren. Die Pfälzer behielten im ausverkauften Olympiastadion mit 3:1 (2:0) die Oberhand und beendeten den blau-weißen Traum vom Finaleinzug. „Die Chancen waren auf beiden Seiten gleich verteilt, aber unser Gegner war effektiv und wir nicht“, konstatierte Pál Dárdai. Im Halbfinale – inzwischen schon mit Trainer-Urgestein Friedhelm Funkel an der Seitenlinie – rangen die Roten Teufel den 1. FC Saarbrücken mit 2:0 nieder und zogen ins Endspiel ein. Am 25. Mai treffen die Rot-Weißen auf den neuen Deutschen Meister Bayer Leverkusen. Abgesehen von den Festtagen im Pokal brachte der Liga-Alltag in der Rückserie wenig Anlass zur Euphorie. In 2024 kamen lediglich fünf Siege hinzu. Unterm Strich macht das Tabellenplatz 14 mit vier Zählern Vorsprung auf die Relegation. „Wir haben noch nichts erreicht, aber konnten die Ausgangslage verbessern“, bilanzierte Coach Funkel nach dem Heimdreier gegen den FCM. Zum Abschluss empfangen die Pfälzer ihren direkten Konkurrenten Eintracht Braunschweig auf dem Betzenberg.

Die Kaiserslauterer im Fokus: Neben Lebensversicherung Ragnar Ache im Angriff (16 Tore) richten sich viele Blicke natürlich auf Friedhelm Funkel. Der 70-Jährige ist der dritte Übungsleiter, der die Rettung bewerkstelligen soll. „Wir müssen in den letzten Spielen viele Punkte holen, um unser Ziel Klassenerhalt – und um nichts anderes geht es – zu erreichen“, sagte der erfahrene Coach, der weit über 900 Spiele als Trainer vorzuweisen hat, bereits zum Dienstantritt. Auch in der Hauptstadt ist der Ex-Profi kein Unbekannter. 2009/10 übernahm Funkel bei den Blau-Weißen die Verantwortung von Lucien Favre. Im Gegensatz zu damals scheint seine Rettungsmission diesmal zu gelingen.

Florian Niederlechner trifft gegen den FCK zum 1:1.
Akrobat schön: Florian Niederlechner leitete mit seinem Treffer im Hinspiel die Wende ein.

Das Hinrundenduell: In der 2. Bundesliga sind die Blau-Weißen gegen den FCK bisher ungeschlagen – so wie auch im Hinspiel, als das Dárdai-Team einen Rückstand zum 2:1-Auswärtssieg drehte. Den Ausgleich von Marc Kempf veredelte Florian Niederlechner mit einem sehenswerten Fallrückzieher. „Das war das erwartet schwierige Spiel in Kaiserslautern, mit enormer Wucht von außen. Unterm Strich war es ein hochverdienter Sieg. Beim Tor habe ich gespürt, dass das jetzt der Moment ist und ich den Ball gut erwischen muss – und dann erwische ich ihn perfekt. Eines meiner schönsten Tore“, freute sich unsere Nummer 7 seinerzeit.

Die Meinung über unsere Elf: Im Hier und Jetzt erwartet Funkel eine hochmotivierte Alte Dame. „Die Berliner werden bedingungslos gewinnen wollen, sind sehr laufstark und stark bei Standards. Wir müssen versuchen, an die Leistung der vergangenen beiden Spiele heranzukommen. Dann können wir auch punkten“, so der 70-Jährige, der mit Blick auf unseren Mann an der Seitenlinie anmerkt: „Pál verlangt von seiner Mannschaft immer alles, so habe ich ihn schon als Spieler erlebt, als ich Trainer bei Hertha BSC war. Die Herthaner wollen sich mit einem Sieg vom heimischem Publikum verabschieden. Es wird ein sehr schwieriges Spiel.“

von Arne Werner